Liebesillusionen, oder: Das Abwesender-Vater-Syndrom

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Wenn wir in Kontakt mit einem anderen Menschen gehen, wenn wir uns verlieben oder eine Partnerschaft suchen, hegen wir gewöhnlich Erwartungen darüber, was uns das einbringen soll, ja, muss!

 

Das Problem dabei ist, dass sich die meisten Menschen dabei nicht bewusst sind,

 

1. dass alles, was man sich wünscht, auch einen Preis kostet. Und umso höher die Erwartungen umso höher der Preis.

 

2. Und dass mir ein Gegenüber nichts geben kann, was ich nicht bereit bin, mir selbst zu geben, zu sein respektive was ich nicht bereits verkörpere und

 

3. dass das Gegenüber gar nicht dazu da ist, dir das zu geben, was du dir wünschst, sondern dafür, sich selbst zu geben, zu sein respektive in sich zu realisieren, was er/sie sich wünscht und

 

4. dir zu spiegeln, wo du in der ganzen Angelegenheit stehst.

In anderen Worten: Wenn zwei Menschen sich kennen lernen, haben sie Wünsche und Erwartungen an das Gegenüber, die sich gewöhnlich nicht oder nur dann erfüllen, wenn sie sich bewusst sind, dass die Erfüllung einen Preis kostet und sie bereit und in der Lage sind, diesen Preis zu bezahlen.

 

Man könnte auch sagen, sie machen sich etwas vor, sie bilden sich etwas ein, sie projizieren all die unerfüllten Wünsche aus ihrer Kindheit aufeinander.

Kurz. Sie folgen einer „Liebesillusion“.

 

Wie ich das meine?

 

Nun, der Mann sucht in der Frau gewöhnlich wieder die Symbiose, die er mit seiner Mutter hatte, fürchtet aber gleichzeitig nichts mehr als das Ausgeliefertsein, das er in dieser Symbiose erfahren hat (siehe hierzu u. a. Wiek 1990, S. 16ff).

 

Verständlich, oder?

 

Dadurch kann er ihr niemals als erwachsener Mann und damit auf Augenhöhe begegnen, da er sich – offen oder heimlich - wie ein forderndes Kind verhält, ihr die Rolle der Mama aufzwingt respektive sich, wenn sie da nicht mitmacht, stellvertretend an ihr rächt.

 

Aber wieso?

 

Nun, Kinder werden in unserer Gesellschaft leider noch immer nahezu ausschließlich von der Mutter erzogen. Das hat sehr leidvolle Konsequenzen für die Mutter ebenso wie für die Kinder. Denn letztere erleben den Vater als distanziert, mit anderen Dingen beschäftigt, emotional wie auch oft physisch nicht anwesend, obwohl sie seine körperliche wie emotionale Anwesenheit so dringend bräuchten, um

* sich geborgen, geliebt, gesehen, geschützt, ermutigt und ergänzt (Tochter) zu fühlen,

* als alternative Anlaufstelle, um sich aus der Symbiose mit der Mutter zu lösen,

* als männliches Vorbild (Sohn),

* um von ihm zu lernen, wie respektvolle, gegenseitige Liebe zwischen Mann und Frau geht und um

* mit dem anderen Geschlecht vertraut zu werden, es kennen- und lieben zu lernen und damit auf die Begegnung mit ihm angemessen vorbereitet zu werden (Tochter)


* und um nicht als Erwachsene/r das ständige (Mangel)Gefühl in Bezug auf Männ- und Väterlichkeit mit sich herumzutragen (Kinder beiden Geschlechts).

 

Auch die Mutter fühlt sich vom Mann an ihrer Seite als Frau, Mensch wie als Mutter ignoriert, ungeliebt, nicht gesehen, gefühlt, unterstützt noch respektiert. Wenn sie Glück hat, sorgt er finanziell oder als praktische Hilfe für die Familie, mehr ist er oft nicht in der Lage zu geben, manchmal sogar nicht einmal das. Ja, ich kenne Fälle, in denen der Mann die Frau auch finanziell ausbeutet.

 

Sie fühlt sich also, vor allem emotional wie menschlich, alleingelassen und projiziert nun die Wünsche, die sie eigentlich an ihren Mann hat, auf den Sohn. Dieser wird dadurch unbewusst zu einer Art Ersatzpartner. Er bekommt eh sehr viel mehr Zuwendung als weibliche Kinder, ist aber auch hilflos überfordert mit den Bedürfnissen, die sie an ihn richtet und wehrt sich innerlich voller Wut, ja, Hass, gegen diese unnatürlichen wie grenzüberschreitenden Verhältnisse und Ansprüche.

Denn er ist das Kind, nicht sie.

 

Diese Wut kann und darf er aber nicht offen zum Ausdruck bringen, ohne dass er ihre Zuwendung verliert. Er hat keine Alternative. Sie bleibt dadurch oft ein Leben lang in ihm gespeichert und kann jederzeit hochkommen - zum Leidwesen seiner zukünftigen PartnerInnen sowie aller Frauen, die diese Wut scheinbar triggern.

 

Zudem werden Männer allgemein anders, ja, bevorzugt behandelt als Frauen, nicht zuletzt, weil sie der männliche, ergänzende Gegenpol zur Mutter und zudem emotional so wenig verfügbar sind und dadurch in den Kindern (beiden Geschlechts) wie in der Frau Sehnsucht auslösen: die Sehnsucht nach der Liebe und Anwesenheit des fernen Mannes.

 

Er genießt also eine Art Sonderbehandlung – sowohl der Schwester, dem Vater, oft auch der gesamten Familie gegenüber (männliche Kinder werden häufig auch länger gefüttert und berührt als weibliche, siehe Hülsemann 1991, S. 136)  – übernimmt aber auch schon früh eine Verantwortung, die er gar nicht entspannt tragen kann, sowie ein überzogenes Selbstbild, das ihm gar nicht entspricht und dem er auch niemals gerecht werden kann, da er sich, um diesem „männlichen Selbst“ gerecht zu werden, von sich, seinen Gefühlen, emotionalen Bedürfnissen und Fähigkeiten (!) abtrennen muss.

Man könnte auch sagen, er verleugnet seine liebende Natur, trennt sich von sich selbst ab und wird dadurch enorm sowohl kraftlos sowie abhängig von der Frau, leugnet dieses Faktum aber gleichzeitig, da es nicht seinem Selbstbild entspricht und entsprechen darf und erwirbt dadurch eine sehr ambivalente, ja, versteckt oder offen ablehnende Haltung gegenüber Frauen.

 

Oft halten die Mütter zudem noch an ihrem Sohn fest, wenn er selbständiger wird, denn sein Erwachsenwerden bedeutet für sie, dass sie ihren Ersatzmann ans Leben – oder noch schlimmer – an eine andere Frau verliert. So entstehen auch häufig die Konflikte zwischen (Ehe-)Frauen respektive Partnerinnen und Schwiegermüttern.

 

Denn der Sohn lebt, sobald er sich für Frauen zu interessieren beginnt, in einer Art Treuekonflikt: Er will die Sonderbehandlung durch die Mutter nicht verlieren, hat aber gleichzeitig das Bedürfnis, sich (voller versteckter Wut, ja, Hass!) von ihr zu lösen, erwachsen, zu werden, ein eigenes Leben zu führen, sie nicht mehr zu brauchen – ein Erbe, das er später in seine Partnerschaften mitnimmt.

Verständlich, oder?

 

Eine weitere Folge ist auch, dass er als Kind nicht lernt, seine Bedürfnisse mehr und mehr selbst zu befriedigen, selbständig zu werden und sich damit angemessen von der Mutter zu lösen. Vielmehr macht sie ihn von sich abhängig, was er dann auch oft ein Leben lang bleibt, wenn er sich nicht liebevoll von ihr löst und seine weiblichen Seiten und damit seine Fähigkeit (sich selbst, so wie er ist, das heißt auch und vor allem seine zarten, unsicheren Seiten) zu lieben wiederentdeckt.

 

Auch die so entstehende Sehnsucht nach der Zuwendung und Fürsorge der Frau nimmt er in diesem Fall - uneingestanden - in jede Begegnung mit dem anderen Geschlecht mit.

 

Und: Er hat dadurch auch die Erwartung, dass die Frau ihn ebenso verwöhnt, ihm alles abnimmt, kurz: Mama für ihn spielt. Er erwartet also dieselbe Aufopferung von ihr, die seine Mutter von sich eingefordert hat. Und wenn die Partnerin dies nicht tut, wird er früher oder später sehr unfreundlich, untreu, (passiv-)aggressiv, wenn nicht sogar gewalttätig.

Tut sie es hingegen, behandelt er sie wie sein selbstverständliches Eigentum, schläft zunehmend seltener mit ihr (denn wer schläft schon mit seiner Mutter?), benutzt sie also mehr als dass er sie liebt - wenn überhaupt.

 

Kurz: Männer, die so aufwachsen, sind für eine Frau kein Vergnügen, da er etwas von ihr erwartet, was sie ihm nicht geben kann ohne sich selbst, ihre Eigenständigkeit, Freiheit und Würde aufzugeben. Er verhält sich deshalb entweder maßlos fordernd, arrogant, überheblich, respektlos und entwertend (aktiv-aggressiv), wodurch er die Frau in eine Art passive, unterwürfige, empfänglich-gebende Rolle zu drängen sucht, oder/und entzieht sich ihr heimlich respektive gibt vor, überlegen zu sein, nichts zu wollen oder zu brauchen (passiv-aggressiv), um sie in eine aktive Rolle zu drängen bzw. ihr vorzugaukeln, sie sei die Abhängige.

 

Und die Töchter, die ebenfalls ausschließlich von der Mutter erzogen wurden – einer Mutter, die sich von ihrem Mann verlassen, vernachlässigt und sogar schlecht behandelt fühlte, sich ihm aber dennoch fügte, berufliche wie andere Chancen aufgab, und sich dadurch unnötig stark von ihm abhängig machte, - erfahren genau dies als Vorbild für das Frau- und Erwachsensein ebenso wie für die Liebe zwischen Mann und Frau schlechthin und

* weigern sich später häufig unbewusst, erwachsen und selbständig zu werden (weil sie diese Art weiblicher Rolle nicht besonders attraktiv finden), bleiben damit also das kleine, abhängige Mädchen auf der Suche nach einem Mann, der sie versorgt (einem „Papa“, siehe hierzu vor allem Dowling 1984).

* oder rebellieren dagegen, werden Männern gegenüber kämpferisch (sehnen sich aber in Wirklichkeit nach dem liebenden, verständnisvollen, emotional wie physisch anwesenden Vater)

* wollen keine Frauen sein (lieber ein Mann, denn der scheint Vorrechte zu haben und kann sich aufführen wie "Zampano", ohne Ärger zu kriegen). Sie ahmen also das männlich-überzogene Selbstbild nach, überfordern damit sich und ihre menschlich-tierische wie natürliche Umwelt ebenso und/oder

 

* bleiben lieber alleine, weil sie sich der Unterwerfung und Ausbeutung durch den Mann entziehen wollen und/oder

* sie werden so wie ihre Mütter: sie unterwerfen respektive arrangieren sich mit männlichen Partnern, die von ihnen die Rolle der verwöhnenden Mutter erwarten. Auch dies eine langfristig unbefriedigende, überfordernde, sehr einschränkende Wahl.

 

Logisch, oder?

 

Die Folgen sind gesamtgesellschaftlich enorm: Männer übernehmen die Rolle des abwesenden, emotional distanzierten, überlegenen, ja, tyrannischen Mannes, der sich als scheinbar autonom, stark, weltgewandt und dominant (in manchen Variationen auch als besonders lieb, brav, angepasst, aufmerksam und hilfreich, aber im Falle von Beziehungsproblemen jede Verantwortung ablehnend) gibt, sich aber unbewusst zutiefst nach der Liebe, Zuwendung und Anerkennung des Vaters sehnt.

So versucht er – oft ein Leben lang, sich und ihm zu beweisen, was er für ein toller Kerl ist, indem er Macht und Kontrolle ausübt und seine menschliche wie natürliche Umwelt ausbeutet. Und er bleibt von der Zuwendung der Mutter wie seiner Frau, ihrer Zärtlichkeit, stillen Präsenz, therapeutischen Fähigkeiten und Liebe abhängig, da er die Befriedigung all dieser Bedürfnisse an sie delegiert.

 

Vor allem geht er zur Frau, wenn ihm die kühle, konkurrenz-, macht- und leistungsorientierte Welt, die er sich selbst geschaffen hat, zu viel wird, um sich von ihr zu erholen und/oder wieder zu sich zu kommen, macht sie also zu seinem Sanatorium ebenso wie seiner persönlichen Therapeutin, anstatt zu erkennen, wie er warum zu einer solchen Welt beiträgt, kurz: sich und sein Verhalten zu reflektieren und zu verändern.

 

Frauen hingegen lernen, sich den Männern unterzuordnen, selbstlos für sie und die Kinder zu sorgen und damit ihre eigenen symbiotisch-emotionalen, beruflichen wie Autonomiebedürfnisse hintenanzustellen, um nicht deren überzogenes Frauen- wie Selbstbild in Frage zu stellen, denn das würde bedeuten, entweder von vorneherein als Partnerin unattraktiv zu sein, verlassen, bestraft, isoliert respektive aggressiv angegangen zu werden.

 

Damit unterstützen sie aber die Illusionen, die Mann sich von sich und ihr macht, und damit dessen persönliche, gesellschaftliche wie ökologische Umweltverschmutzung.

Sie werden also zu Mittäterinnen.

 

Und: Keiner, weder Mann noch Frau, ist wirklich er/sie selbst, sondern spielt eine Rolle, ist sich selbst zutiefst entfremdet und der Krieg zwischen Männern und Frauen ist geradezu vorprogrammiert.

 

Wie sollen diese Menschen sich selbst geschweige denn andere lieben, gut für sich, andere, ja, füreinander sorgen?

 

Insofern könnte man in gewisser Weise sagen, dass der emotional abwesende, eher image-, konkurrenz-, macht-, erfolgs- und technik- als liebes-, nähe-, bewusstseins- und präsenzorientierte Vater eine wesentliche Ursache für die Probleme vieler Frauen und Männern ist, mit sich selbst, ihren Mitmenschen sowie in Partnerschaften glücklich zu sein.

 

Aber wie kann das Problem gelöst werden?

 

Natürlich sind die Lösungen sehr individuell und von Mensch zu Mensch wie von Paar zu Paar unterschiedlich. Insofern sind folgende Vorschläge Lösungen, die sich mir im Rahmen meiner jahrelangen Arbeit an mir selbst als auch mit den Paaren, Männern und Frauen, die zu mir kamen, gezeigt haben:

 

Ich würde Männern tendenziell empfehlen, sich von ihrer Abhängigkeit zur Mutter und der Suche nach dem abwesenden Vater und seiner Anerkennung zu lösen, indem sie

* ihre Vater- wie Mutterthemen traumatherapeutisch, idealerweise auch in Männergruppen, emotional aufarbeiten (Männer mit abwesenden Vätern brauchen gewöhnlich viel authentischen Kontakt mit Männern, von denen sie Verständnis, emotionale, körperliche wie praktische Zuwendung und ehrliches Feedback bekommen können. Reine Sauf- oder Aktionskumpanei reicht nicht, da sie nur das emotional distanzierte Vaterverhältnis re-inszeniert) mit TherapeutInnen, die nicht ebenfalls das Abwesende-Vater-Syndrom laufen haben (das ist noch immer selten!),

* mehr Anteil an der Erziehung ihrer Kinder nehmen. Das ist eine gute Art, Mitgefühl (auch mit sich selbst als Kind) und Liebe zu lernen und zu erproben.

* sich mehr Zeit für die Liebe zu ihnen und seiner Frau zu nehmen

* lernen, einer Frau auf Augenhöhe, zärtlich, spielerisch, voller Respekt, Interesse und Offenheit sowie auf viel mehr Ebenen zu begegnen als nur der praktischen und der erotischen sowie

* lernen, liebevoll-klärende (und manchmal auch Ausdauer erfordernde) Beziehungsgespräche über Alltagsprobleme und die oft überzogenen Erwartungen aneinander zu führen, die zudem echte emotionale Nähe ermöglichen (das heißt, in denen Gefühle, Verletzlichkeit, (Veränderungs-) Wünsche, Ängste, Schwächen, Überforderung etc. offen ausgedrückt werden können),

* lernen, ihre weiblichen Seiten zu entdecken, zuzulassen und zu leben, mehr Weiblichkeit, nach der meiner Ansicht nach viele hungern, zu verkörpern anstatt sie abzuwerten respektive an die Frau zu delegieren,

* Frauen auch mal die Führungsrolle zu über-, ja, sich auf deren Sicht der Welt einzulassen, Fragen zu stellen und zuzuhören, von ihnen zu lernen anstatt so zu tun, als ob sie schon alles besser wüssten –

 

alles Themen, die den meisten Männern - meiner Erfahrung gemäß - enorme Schwierigkeiten bereiten, da sie sich dabei von ihrer Macho-, Führer- , Helfer-, Beschützer-, scheinbar überlegenen Rolle lösen, und damit ihrer eigenen Verletzlichkeit, Unsicherheit, ihren zarten, weiblichen Seiten und dem Thema (Selbst)Liebe stellen müssen.

Sogar Wilfried Wiek, Tiefenpsychologe, Autor des Buches "Männer lassen lieben" und Begründer vieler therapeutischer Männergruppen, erscheint es unwahrscheinlich, ja, utopisch und dennoch zutiefst wünschenswert, "dass der Mann darüber nachdenkt, wie er als Geschenk an seine Geliebte - an sich arbeiten und sein Leben so einrichten kann, dass die beiden sich gegenseitig lieben und helfen. Bisher reagiert jedenfalls kaum einer so. Er beutet die Frau therapeutisch aus, geht Männersachen nach und merkt nicht, dass sein Leben sinnvoller und schöner wäre, wenn er nicht dauernd Widerstand gegen die Führung durch die Frau leisten würde." (Wiek 1990, S. 175).

Frauen empfehle ich hingegen tendenziell...

* ihre Vater-, Mutter- und Kindheitsthemen traumatherapeutisch mit TherapeutInnen aufzuarbeiten, die nicht ebenfalls das Abwesender-Vater-Syndrom laufen haben (!),

* zu ihrem Wunsch nach einer Beziehung auf Augenhöhe, nach Verbindlichkeit, Respekt, Zärtlichkeit, Verständnis und Wertschätzung zu stehen und damit die Opfer-, rein passive bzw. funktionale Mutter- und emotionale Versorgerrolle dem Mann gegenüber zu verlassen,

* ihre Gefühle, Bedürfnisse, Ängste, Wut und Schwierigkeiten in der Partnerschaft für voll zu nehmen und, wenn sie merken, da läuft etwas schief (Frauen sehen viel, was sie aus Angst nicht ansprechen!), zur Abwechslung auch mal die Führung zu übernehmen, das heißt auch,

* liebevoll und doch entschlossen darauf zu bestehen, dass Mann ihnen auch zuhört (nicht nur Monologe hält oder mauert!) und für sie emotional/therapeutisch da ist, nicht nur umgekehrt

* lernen, sich nicht mehr kleinzumachen und (auch beruflich) zurückzunehmen, nur um keinen Ärger zu erregen oder sich nicht schuldig zu fühlen,

* freundlich darauf zu bestehen, dass der Mann seinen Teil der Kindererziehung, der Beziehungs- und Hausarbeit übernimmt und sich weiterentwickelt,

* und sich ihm, insofern Mann längerfristig nicht dazu bereit ist, liebevoll zeitweise oder ganz entzieht, auch auf die Gefahr hin, dass er dann untreu wird, sie verlässt, sonst irgendwie bestraft oder sie alleine leben darf und muss (Frauen sind häufig alleine glücklicher als Männer und leben länger als mit Mann!)

 

Auch dies sind Themen, die einer Frau gewöhnlich viel Angst bereiten und an ihren Traumata rühren, weswegen sie sich ihnen ängstlich Stück für Stück, nur teilweise oder gar nicht stellt, wobei meine Beobachtung ist, dass Frauen inzwischen in Beziehungsfragen oft sehr viel mutiger sind als Männer – was ich einerseits schön finde, aber auch sehr bedaure.

Aber was hat das alles jetzt mit dem Preis von Wünschen zu tun?

Nun, bedingungslose Liebe ist Das, was du bist und ich bin. Sie ist unsere Natur. Wenn ich nun eine Beziehung eingehe mit der Erwartung, dass der andere mich liebt, füttert, nährt, mir Geborgenheit und Schutz gibt, gehe ich davon aus, dass ich nicht bereits Liebe, nicht bereits vollkommen bin, richtig?

Ich verhalte mich im Grunde eher wie ein Bettler denn wie bedingungslose Liebe in menschlicher Gestalt. Ein halbwegs sensibles Gegenüber wird sich dadurch unter Druck fühlen und sich mir, früher oder später, mehr oder weniger direkt verweigern.

Verständlich, oder?

Wenn aber beide Seiten bereit sind, den scheinbaren Mangel in sich zu spüren, still zu sein damit, ja, in ihn hineinzufallen, vielleicht auch die Geschichte kennenzulernen und zu hinterfragen, die damit zusammenhängt, wird es still.

Tiefer Frieden kehrt ein.

Es wird klar, dass das alles "nur" eine Geschichte war, ein aktives Traum(a), eine Abwehrstrategie. Denn wir Menschen wollen nichts mehr als lieben und geliebt werden. Das ist wissenschaftlich erwiesen (siehe hierzu auch meinen Artikel zum Thema "Was ist mir wirklich wichtig? - Kooperation oder Konkurrenz, Liebe oder (Macht)Kampf, still- oder jemandsein?" in diesem e-Book").

In anderen Worten: Der Preis für echte Nähe zu dir selbst und damit allem und jedem ist, deiner Geschichte, deinen Vorstellungen, Erwartungen und Überlebensstrategien zu sterben – immer und immer wieder.

 

Und zu erkennen, dass bedingungslose Liebe die einzige Wahrheit, unsere wahre Natur ist, und dass sie nichts mit dem Geschlecht, der Rasse, Hautfarbe oder dem Verhalten eines Menschen noch unseren Urteilen über sie zu tun hat.

 

Alles ist Das, Mann wie Frau. Alles ist bedingungslose Liebe. Und wie immer sie sich zeigt - selbst in Form von Gewalt - ist ein Geschenk Dessen an sich selbst.

 

Das heißt aber nicht, dass deine Wünsche, Erwartungen, ja, dein Hunger, dein "Nein", deine Wut oder Abwehr gegen eine unfreundliche, respektlose oder ausbeuterische Behandlung nicht da sein sollten oder nicht zählen.

 

Im Gegenteil!

 

Auch und gerade sie sind bedingungslose Liebe, die sich so zeigt und da ist niemand, der eine Wahl hat, etwas anderes zu sein, zu fühlen oder zu tun. Ja, es ist deine Pflicht, glücklich zu sein, dich gegebenenfalls abzugrenzen und für dich und deine Bedürfnisse einzustehen ebenso wie die Extreme von Kampf/Flucht oder Resignation, soweit möglich, zu vermeiden, und auch in unbequemen Situationen freundlich und bereitwillig mit anderen zu kooperieren und versuchen, das Beste daraus zu machen!

 

Ich spreche hier für beide Seiten - Mann wie Frau. Denn wir brauchen einander.

 

Und wenn das Gegenüber, von dem du dir Liebe wünschst, nicht in der Lage oder bereit ist, dies liebe- und respektvoll in die Tat umzusetzen (was es nicht muss!), ist das die Einladung, still zu sein, dich und die Situation zu reflektieren, immer wieder neu hinzusehen, was für dich stimmt, was du brauchst, um glücklich zu sein.

 

Denn wenn Du bereit und in der Lage bist, dich selbst zu lieben, zu ehren und für alles zu sorgen und einzustehen, was du brauchst, um dich wohl zu fühlen, immer und immer wieder, ist alles da, was gebraucht wird.

 

Kurz: DU selbst bist die bedingungslose Liebe, die du suchst!

 

Und wenn ein Gegenüber oder eine Situation langfristig dazu nicht bereit oder geeignet ist, bedingungslose Liebe auf Augenhöhe zu leben, kann es sein, es ist Zeit loszulassen, zu gehen und ihm damit die Chance zu geben, seine eigene Art (Lern)Erfahrungen zu machen - ohne dich.

 

Die scheinbar unterschiedlichen Sicht-, Lebens- und Ausdrucksweisen der Liebe, die sich durch uns zeigen, laden uns nur ein, zu (ver-)lernen, zu sterben und immer wieder neu geboren zu werden - wie Phönix aus der Asche.

 

Denn manchmal bewegen sich Mann und Frau in verschiedene Richtungen. Auch das ist bedingungslose Liebe in dieser Gestalt und damit absolut vollkommen.

(Ausschnitt aus: "Traum(a) und Wirklichkeit, oder: Wie geht (Selbst)Liebe wirklich?" von Gabriele Rudolph)

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