Traum(a) oder Liebe:

Was geschieht, wenn du dein Schattenkind ignorierst oder vernachlässigst?

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Erst einmal, was ist ein „Schattenkind?“

Das ist das ungeliebte, traumatisierte, innere Kind in einem Erwachsenen. Und wenn dieses vernachlässigt wird, was passiert dann?

Man könnte sagen, deine Probleme verstärken sich.

Wie das?“, magst du nun fragen.

Nun, um ein Problem zu lösen, musst du verstehen, wie es entstanden ist. Wenn zum Beispiel eine Frau, wir nennen sie mal Sabine, ihrem Partner, Jürgen, einen Wunsch mitteilt, der in der Begegnung zwischen beiden entstanden ist, und er reagiert mit Wut und Abwehr, und dies womöglich immer wieder, haben die beiden ein Kommunikationsproblem, das, wenn es nicht gelöst werden wird, zum Ende der Beziehung führen kann.

Aber weshalb?

Ganz einfach: Wenn ein Mensch seine Wünsche, Bedürfnisse oder Gefühle mitteilt, möchte er Nähe herstellen, indem er sich so zeigt, wie er ist. Er macht sich dabei sehr verletzlich. Wenn diese Annäherung freundlich und interessiert aufgenommen und vielleicht sogar erwidert wird, kommen sich beide näher.

Es entsteht Vertrautheit und Vertrauen. Diese wiederum lädt ein, sich noch mehr zu zeigen und damit die Beziehung weiter zu vertiefen.

Wenn dieses Sich-Mitteilen aber Wut und Abwehr auslöst, wird echte Nähe und Intimität verhindert. Die Kommunikation bleibt an der Oberfläche und damit auch die Beziehung.

So kann es sein, dass Jürgen aufs Sabines Wunsch wütend antwortet „Wie kannst du das sagen? Du machst mir Schuldgefühle. Schämst du dich nicht?“ Abgesehen davon, dass diese Bemerkung auf jeden Fall Verwirrung auslösen wird, weil sie - oberflächlich gesehen - keinerlei Sinn macht, wird sie Sabine nicht gerade ermuntern, sich noch einmal mitzuteilen, oder?

Und wer sich nicht mehr traut, der ist geschieden - von sich selbst und damit von seinem Gegenüber.

Und mit hoher Wahrscheinlichkeit triggert sein Verhalten wiederum die Gefühle ihres Schattenkindes. Dies kann zu heftigen Auseinandersetzungen führen, wenn sie auch so unbewusst re-agiert. Denn verstrickte, traumatische Kommunikation resultiert gewöhnlich in Missverständnissen und Konflikten und erzeugt Angst wie Misstrauen.

Aber warum tut er das überhaupt bzw. wie kommt es zu dieser Abwehr auf Jürgens Seite?

Sie entsteht, weil wir versuchen, uns nie wieder so zu fühlen wie in bestimmten Situationen in unserem Leben. In anderen Worten: Weil wir nicht mit unserem Schattenkind in Berührung kommen wollen. Denn wer möchte sich schon hilflos, ausgeliefert, verzweifelt, ungeliebt, verlassen, unter Druck oder voller Angst fühlen?

Und so entwickeln wir Abwehrmechanismen wie zum Beispiel die Projektion - in diesem Fall eine Mutterprojektion.

Nur: Umso mehr wir das Schattenkind, seine Gefühle und unerfüllten Bedürfnisse wegdrücken, umso mehr wird es sich in den Vordergrund drängen. Es wird uns versteckt manipulieren und gerade dann auftreten, wenn wir es am wenigsten brauchen können. Erst wenn wir es wahr- und für voll nehmen kann es sich zufrieden und satt zurückziehen – bis zum nächsten Mal.

So kann es sein, dass es gerade dann wütend wird, wenn es am wenigsten passt, weil eine Ähnlichkeit in der aktuellen Situation eine alte Wut triggert. In dem oben genannten Beispiel geschieht das als Sabine einen Wunsch äußert.

Denn wenn Jürgen als Kind erfahren hat, dass er seine Wünsche nicht äußern oder sich nicht abgrenzen konnte, ja, dass seine Bedürftigkeit von der Mutter missbraucht wurde, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, kann genau das diese tiefen Enttäuschungen, die Ich-muss-Trance und die unterdrückte Wut von damals triggern und plötzlich bekommt Sabine die ganze aufgestaute Wut sowie alles ab, was sich Jürgen nie traute, seiner Mutter zu sagen.

Und warum?

Weil Jürgen durch die unempathischen und übergriffigen Reaktionen seiner Mutter gelernt hat, sich anzupassen und entgegenkommend zu verhalten, um Zuwendung, Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen bzw. nicht verlassen oder vernachlässigt zu werden. Er hat also Überzeugungen über sich gebildet wie „Ich bin es nicht wert, dass man mich so liebt wie ich bin“ oder „Ich bin so, wie ich bin, nicht willkommen“, „Ich bin nicht gut genug", "Ich bin nicht wichtig“, „Ich darf mich nicht abgrenzen“, "Ich muss für andere da sein, um geliebt zu werden" oder noch schlimmer: „Ich darf nicht existieren“. (Diese Gedanken beruhen auf einem sogenannten Identitätstrauma, mehr hierzu in meinem E-Book "Endlich frei - Traumata als Tor zur Freiheit").

Diese Überzeugungen wirken in einer Beziehung wie kleine Zeitbomben. Sie explodieren genau dann, wenn man es am wenigsten möchte oder erwartet und führen häufig zu tendenziell eskalierenden Streitigkeiten.

Ist es nicht interessant, dass der mütterliche Mangel an Empathie einen eben solchen im Sohn - sich selbst und damit auch seiner Partnerin gegenüber - erzeugt? Und dass das Identitätstrauma der Mutter im Sohn ein eben solches erzeugt und er die dahinterstehende Botschaft "Sei nicht!", "Sei nicht da!" oder "Richte keine Bedürfnisse an mich!" an seine Partnerin weiterreicht, die sich dann natürlich abgelehnt, nicht gehört bzw. als Das gesehen fühlt, was sie ist: Bedingungungslose Liebe, die einen Wunsch äußert.

Dieser Teufelskreis kann aber unterbrochen werden. Denn ist er bereit, sein Schattenkind und dessen Gefühle, Überzeugungen und Bedürfnisse kennen zu lernen und liebevoll Verantwortung für sie zu übernehmen, hat das Schattenkind keinen Anlass zu manipulativen Überfallreaktionen, um endlich auf sich aufmerksam zu machen. Denn es fühlt sich wahrgenommen, gehalten und geliebt.

Es wird gewissermaßen durch die Anerkennung und Auflösung des Ursprungstraumas zu einem Sonnenkind.

Dies kann dazu führen, dass er sich, wenn seine Partnerin einen Wunsch äußert, ehrlich über dieses Näheangebot freut und, soweit er gerade offen dafür ist, auf dieses eingeht. Denn was ist schöner, als sich näher zu kommen, sich ebenfalls wahrhaftig und offen mitzuteilen und ihr vielleicht sogar den Wunsch zu erfüllen, kurz: liebevoll zu kooperieren?

Oder, falls das nicht möglich ist, ihr dies freundlich, ja, vielleicht sogar bedauernd mitzuteilen und sich damit ebenfalls ehrlich und offen zu zeigen?

In beiden Fällen erfüllt sich der Wunsch nach echter Intimität und die beiden inneren Kinder sind doppelt glücklich.

Es kann natürlich auch sein, dass sobald sie ihre Gefühle mitteilt und sie ihn dabei gerade auf dem falschen Fuß erwischt, dennoch eine innere Reaktion seines Schattenkindes erfolgt. Zum Beispiel, dass er Schuld- und Schamgefühle sowie rasende Wut aufsteigen fühlt, aber - aufgrund bisheriger Selbstreflexion und dem Bewusstsein, welchen Schaden er anrichten kann - zugleich sofort erkennt, dass diese nicht in die aktuelle Situation gehören und er sie deshalb durchfühlt, ohne sie auszuagieren. Man könnte hier auch von bewusster Selbstberuhigung sprechen.

Oder dass er ihr antwortet „Oh, dein Wunsch hat etwas in mir getriggert. Ich glaube, ich muss mich mal kurz um mein Schattenkind kümmern. Lass uns das Gespräch später fortsetzen, denn ich möchte nicht, dass du meine Wut abbekommst.“

Kurz: Anstatt Schuldzuweisungen und Vorwürfe zeigt er sich ebenfalls mit dem, was gerade bei ihm erscheint - empathisch und verständnisvoll. Sie weiß dadurch, wie es ihm geht und fühlt sich wahrgenommen, geliebt und geborgen mit ihm, da er seine Themen nicht an ihr ausagiert sondern mit sich selbst klärt.

Und, last but not least, lädt er sie damit ein, ebenfalls so bewusst und liebevoll mit sich und ihrem Schattenkind und damit auch mit ihm umzugehen.

Genial, oder?

(aus: Das innere Kind und die Stille" von Gabriele Rudolph)

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